Zöliakie

Thema des Monats Juni 2017

Im April 2014 wurde eine neue Leitlinienempfehlung der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie gemeinsam mit der Deutschen Zöliakie Gesellschaft veröffentlicht.
Demnach soll die bisherige synonym verwendete Bezeichnung „einheimische Sprue“ nicht mehr verwendet werden.

Die meisten Betroffenen mit symptomatischer Zöliakie leiden unter abdominellen Beschwerden wie Dyspepsie (Verdauungsstörungen im weitesten Sinne), Flatulenz oder Wechsel der Stuhlgewohnheiten. Auch Schlaflosigkeit, Müdigkeit, Depressionen oder eine Verstopfung können Symptome sein. Gelegentlich sind aber auch laborchemischer Veränderungen (z.B. eine leichte Transaminasenerhöhung (Leberwerte), eine Schilddrüsenfunktionsstörung, eine Eisenmangelanämie) die einzigen Indikatoren. Untergewicht ist kein Kriterium – im Durchschnitt sind bei Diagnosestellung 1/3 der Menschen übergewichtig.

Beginnt die Erkrankung im Kleinkindesalter, so sind Gewichtsverlust, aufgetriebener Bauch, voluminöse übelriechende Durchfälle, Muskelschlaffheit, Eiweißmangelödeme, Gewichtsverlust und Verhaltensauffälligkeiten zu finden.

Die Erkrankung ist vererbbar. Bei erstgradigen Verwandten sollte eine Antikörper- Diagnostik angeboten werden. Im negativen Fall sollte bei Kindern und Jugendlichen die Diagnostik alle 1-2 Jahre oder bei Auftreten von Symptomen kontrolliert werden. Erwachsene sollte nach einmalig negativer Blutuntersuchung nur im Fall von Symptomen erneut gescreent werden.
Bei klinischem Verdacht auf Zöliakie sollen die Transglutaminase- oder Endomysium-IgA-Antikörper sowie das Gesamt-IgA im Serum untersucht werden. Diese Empfehlung gilt für alle Altersklassen. Gliadin-Antikörper werden zur Primärdiagnostik nicht mehr empfohlen. Für die Diagnose ungeeignet sind Antikörper gegen natives Gliadin, Speichel-, Stuhltests und Blut-Schnelltests.

Sollte bereits eine glutenfreie Diät begonnen worden sein, können die Antikörpertiter bereits wieder in den Normbereich abgesunken sein (deshalb im negativen Fall nicht zuverlässig verwertbar). Es empfiehlt sich eine Gluten-Belastung und frühestens nach 4, spätestens nach 12 Wochen eine erneute serologische Untersuchung. Ist kein Antikörperanstieg erfolgt, ist Normalkost zu empfehlen. Bei deutlich positiver Serologie (> 3-fach des oberen Grenzwertes) sollte auch weiterhin eine histologische Untersuchung der Dünndarmschleimhaut erfolgen, um die Diagnose zu sichern. Bei nur gering erhöhten Antikörpertitern und Symptomfreiheit wird zunächst eine serologische Kontrolle nach 3-6 Monaten empfohlen, da z.B. auch im Rahmen von Virusinfektionen vorübergehend die Antikörper ansteigen können.

Die Therapie besteht aus lebenslanger glutenfreier Diät. Erlaubt sind: Kartoffeln, Mais, Reis, Hirse, Sojabohnen u.a. Kleine Mengen Hafer werden oft vertragen. Keine Produkte aus Weizen, Gerste, Roggen, Dinkel, Grünkern, Kamut.