Vitamin D
Thema des Monats Mai 2016
Vitamin D ist seit 2 – 3 Jahren in aller Munde. Hat man früher noch gelernt, dass das Sonnenlicht in Deutschland ausreicht, damit der Körper ausreichend Vitamin D produzieren kann, so hat sich diese Lehrmeinung überholt. Epidemiologische Untersuchungen haben gezeigt, dass mehr als 80 % der Jugendlichen in Europa mit Vitamin D unterversorgt sind. Bei der älteren Generation soll die Quote noch höher sein. In diesem Zusammenhang sind vielleicht zwei Details interessant: weniger als 5 % unserer Haut sieht überhaupt nur Sonne. Fensterglas lässt UVB-Licht, das zur Vitamin-D-Produktion erforderlich ist, nicht hindurch. Daher nutzt es nicht, sich an das geschlossene Fenster zu setzen. In der Leitlinie Osteoporose der deutschen Gesellschaft für Osteologie ist nachzulesen, dass man einen schweren Vitamin D-Mangel vermeiden kann, wenn man täglich 30 Minuten Gesicht und Arme in die Sonne bringt. Dem steht natürlich das Hautkrebsrisiko entgegen. Das regelmäßige Aufsuchen einer Sonnenbank vor dem 35. Lebensjahr erhöht das Hautkrebsrisiko um 75 %.
In den letzten Jahren fand man auch, dass Vitamin D in sehr vielen Prozessen des Körpers eine zentrale Stellung einnimmt. 3 % des menschlichen Genoms exprimiert Vitamin D-Rezeptoren. Wenn man weiß, dass 95 % des Genoms ohne spezifische Funktion (nichtcodierende Desoxyribonukleinsäure = junk DNA), die nicht für Proteine codieren) ist, dann sieht man die Bedeutung.
So hat Vitamin D einen Stellenwert in der Infektprophylaxe. Vitamin D regelt ein „körpereigenes Antibiotikum“ hoch, das Cathelicidin. Dieses wirkt gegen gramnegative Erreger wie E. coli und andere Darmbakterien und scheint einen Effekt in der Verhinderung von Blaseninfektionen zu haben. Gute Studien der Supplementierung stehen diesbezüglich aber noch aus.
Dagegen gibt es gute und zahlreiche Studien, die belegen, dass Vitamin D einen guten Einfluss auf die Osteoporose bzw. die Osteoporoseentwicklung hat. In der DVO-Leitlinie Osteoporose wird der Umgang mit Vitamin D wie folgt empfohlen: Bei geringer Sonnenlicht-Exposition (unter 30 Minuten pro Tag): pauschale medikamentöse Supplementierung mit 800 – 2000 IE Vitamin D3/Tag (oder 20000 IE alle 3 Wochen. Man erreicht damit eine Verminderung der Sturzrate und senkt das Auftreten von Oberschenkelhalsbrüchen. Eine generelle Messung des Blutspiegels wird nicht empfohlen.
Kinder werden seit Jahrzehnten in den ersten beiden Lebensjahren mit Vitamin D supplementiert (zur Verhinderung der Rachitis).
Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass Vitamin D das Krebsrisiko reduziert, Erschöpfung und Müdigkeit beseitigt, Konzentrationsfähigkeit verbessert.
Die Leitlinie der amerikanischen endokrinologischen Fachgesellschaft fordert als optimalen Wert mehr als 75 nmol/l. Diesen Wert erreicht man bei einer Dosis von 800 – 2000 IE Vitamin D3/Tag (oder 20000 IE alle 3 Wochen).
Mit einer Überdosierung muss man bei diesen Größenordnungen nicht rechnen.
Herausheben möchte ich nochmals, dass heutzutage empfohlen wird, dass alle Menschen Vitamin D zu sich nehmen sollen („pauschale medikamentöse Supplementierung“).