Tinnitus

Thema des Monats August 2010

Der Begriff Tinnitus bezeichnet ein Symptom, bei dem der Betroffene Geräusche wahrnimmt, die keine äußere für andere Personen wahrnehmbare Quelle besitzen.

In Deutschland leben nach Untersuchungen der Deutschen Tinnitus-Liga etwa 10 Millionen Menschen mit einem chronischen Tinnitus. 15 % von ihnen stehen unter einem erheblichen Leidensdruck. Von einem chronischen Tinnitus spricht man, wenn die subjektiven Ohrgeräusche länger als 3 Monate anhalten. Als Akutphase gelten die ersten 1 bis 6 Wochen, danach folgt die Subakutphase bis zur 12. Woche.

Objektiv ist das Ohrgeräusch nicht messbar. Lässt man Patienten ihren Tinnitus beschreiben und versucht das Zisch-, Rausch-, Brumm-, Klingel-, oder Pfeifgeräusch im Akustiklabor nachzubilden, reicht es bei normalem Hörvermögen meist bereits in einer Schallintensität von 15 bis 20 Dezibel (das entspricht dem Ticken einer Armbanduhr) aus, um den Tinnitus komplett zu übertönen. Subjektiv nehmen die Betroffenen das Geräusch aber sehr unterschiedlich wahr. Die einen hören das Geräusch nur, wenn sie sich gezielt darauf konzentrieren, und werden daher auch wenig belästigt. Die anderen empfinden eine kontinuierliche Lärmquelle im Ohr, die ihre Lebensqualität permanent und stark beeinträchtigt.

Da viele Menschen in stressbeladenen Situationen verstärkt Ohrgeräusche wahrnehmen, liegt ein psychosomatischer Einfluss nahe.

Bisher, und das ist die schlechte Nachricht, gibt es keinen Behandlungsansatz, bei dem wissenschaftlich eine gute Wirksamkeit nachgewiesen werden konnte.

Aus Erfahrungswerten und theoretischen Überlegungen heraus wurden und werden verschiedene Medikamente (in Tablettenform oder auch als Infusion) verabreicht (Magnesium, Gingko, Pentoxyfyllin u.v.a). Es erfolgten Medikamentenverabreichungen mittels Katheter ins Innenohr, die Durchtrennung des Hörnerven, die transkranielle Magnetstimulation, der Einsatz implantierter Hirnschrittmacher, die Stellatumblockade, die hyperbare Sauerstofftherapie, die Hypnotherapie, autogenes Training, progressive Muskelrelaxation nach Jacobson, die Neuraltherapie, eine Kieferkorrektions-Therapie, Softlasertherapie, Klangtherapie. Die Reihe ließe sich fortsetzen, eine signifikante Besserung konnte aber mit keinem Verfahren erreicht werden.

Allgemein gilt: wenig Stress bzw. gutes Stressmanagement, keine zu starke akustische Belastung, akustische Ablenkung mittels leiser rhythmischer Musik kann genutzt werden, um sich nicht auf das Ohrgeräusch zu konzentrieren (gerade auch als Einschlafhilfe). Man sollte sich Strategien überlegen, damit sich das eigene Denken nicht nur um das Geräusch dreht, denn dies wirkt verstärkend.

2007 wurde eine Studie veröffentlich, wonach mittels kognitiver Verhaltenstherapie das Geräusch zwar nicht verschwand, sich aber die Lebensqualität signifikant verbessern ließ.

Letztlich gilt (wie für jede Erkrankung), dass die Betroffenen lernen müssen, mit ihrem Problem umzugehen.