Rheuma
Thema des Monats April 2015
Rheuma hat viele Gesichter. Rund 240 verschiedene Erkrankungen mit unterschiedlichen Beschwerden und Behandlungsmöglichkeiten gehören zum so genannten Rheumatischen Formenkreis. So können z.B. Gelenke, Wirbelsäule, Muskeln, Haut, Augen oder innere Organe betroffen sein. Die oft chronischen Entzündungen sind noch nicht heilbar, jedoch dank enormer Fortschritte in Forschung und Medikamentenentwicklung immer besser behandelbar. Und auch der einzelne Patient kann eine Menge dafür tun, seine Beschwerden zu mildern.
Das Bild der alten Frau, die über ein Ziehen und Reißen in den Gelenken klagt und sich vor nasskaltem Wetter fürchtet, steckt beim Begriff „Rheuma“ noch in vielen Köpfen. Dass bis zu neun Prozent der Bevölkerung in Deutschland, Frauen wie Männer und auch Kinder und Jugendliche betroffen sind, ist hingegen wenig bekannt. „Eine rheumatische Erkrankung kann jeden treffen“, sagt Professor Lorenz. „Umso wichtiger ist es, sich bei ersten Beschwerden rasch an einen Arzt zu wenden, der die vielseitigen Symptome einordnen kann.“
So schmerzen bei einer Arthrose, also einer Abnutzung der Gelenke, diese vor allem bei Belastung, sie sind jedoch nicht heiß oder geschwollen. Wenn hingegen vor allem in Ruhe, also nachts und am frühen Morgen, Gelenke schmerzen, anschwellen und versteifen und sich diese Beschwerden durch Bewegung bessern, dann liegt eher eine chronisch-entzündliche rheumatische Erkrankung vor, wie z.B. die chronische Polyarthritis. „Da bei den chronisch entzündlichen Rheumaformen das Immunsystem gestört ist, betreffen diese Erkrankungen immer den gesamten Organismus“, erklärt Professor Lorenz. Deshalb sollten die Patienten von einem internistischen Rheumatologen in Zusammenarbeit mit weiteren Fachärzten betreut werden.
Obwohl die Ursache der meisten chronisch-entzündlichen Rheumaformen noch nicht klar ist, sind die Behandlungserfolge vor allem in den letzten 15 Jahren beachtlich. „Wenn die Erkrankung frühzeitig, also nach höchstens sechs Monaten, festgestellt und der Patient mit modernen Medikamenten behandelt wird, gelingt es oft, die Entzündungen und damit die Beschwerden zum Stillstand zu bringen“, so der Rheumatologe. Möglich machen dies entzündungshemmende Medikamente bis hin zu den so genannten Biologika, molekulare Wirkstoffe, die gezielt in das fehlgesteuerte Immunsystem eingreifen und Entzündungsprozesse unterdrücken. „Diese neuen Medikamente werden angewandt, wenn ein Patient nicht ausreichend auf herkömmliche Medikamente wie z.B. Methotrexat, Cortison und bestimmte Schmerzmittel, anspricht.“
Und was kann der Patient selbst beitragen? Regelmäßige Bewegung, z.B. Schwimmen und Wandern, eine ausgewogene Ernährung, nicht rauchen und auf die Zahngesundheit achten, rät der Experte seinen Patienten. Auch der Kontakt zu Selbsthilfegruppen ist hilfreich.
(aus einer Pressemitteilung der Universität Heidelberg vom 14.05.2014)