Operation am Herzen

Thema des Monats Juli 2014

In Deutschland werden jedes Jahr rund 100.000 Menschen am Herzen operiert. Die häufigsten Gründe sind verschlossene Herzkranzgefäße oder Erkrankungen der Herzklappen.
Die Geschichte der Herzchirurgie in Deutschland nahm ihren Anfang 1896 in Frankfurt am Main, wo Chirurgen erfolgreich eine Stichverletzung am Herzen nähten. Doch erst seit der Einführung der Herz-Lungenmaschine in den 1950er Jahren fanden Operationen am Herzen Eingang in die klinische Routine. Heute geht der Trend zunehmend weg von belastender Operation hin zu minimal-invasiven Katheter-Eingriffen. Verzichtbar sind Operationen am offenen Brustkorb allerdings auch in Zukunft nicht. „Dank großer klinischer Studien können wir heute beispielsweise bei Patienten mit Erkrankungen der Herzkranzgefäße sehr genau einschätzen, für wen der Katheter-Eingriff oder eine Bypass-Operation besser geeignet ist“, sagt Professor Karck, Ärztlicher Direktor der Herzchirurgie der Universität Heidelberg.

Herz-Kreislauferkrankungen behaupten sich nach wie vor auf dem traurigen Platz eins der Todesursachen in Deutschland. Dabei sind die meisten Probleme mit dem Herzen nicht angeboren, sondern im Laufe des Lebens erworben. Am häufigsten sind Erkrankungen der Herzkranzgefäße, durch die das Herz selbst mit Blut versorgt wird. Unbehandelter Bluthochdruck, Übergewicht und Rauchen sind einige der Risikofaktoren, die dafür sorgen, dass sich diese wichtigen Gefäße mit der Zeit verengen und schließlich sogar verschließen. Herzschwäche und -infarkt sind die häufigen Folgen. Ob operiert werden muss oder via Katheter eine Gefäßstütze (Stent) eingesetzt werden kann, ist eine Frage des Erkrankungsstadiums: „Sind alle Herzkranzgefäße stark befallen, ist oftmals der Bypass die nachweislich bessere Behandlungsform“, so der Experte. „Ausgedehnte Engstellen sind mit dem Katheter dann oft nicht mehr zu öffnen.“ Mehr als 50.000 Betroffene erhalten in Deutschland jährlich einen Bypass.

Können auch Bypässe das geschwächte Herz nicht mehr ausreichend mit Blut versorgen, kann eine Herztransplantation angezeigt sein. Aufgrund des Mangels an Spenderorganen werden zunehmend Kunstherzen eingesetzt: 2013 kamen in Deutschland auf 301 verpflanzte Spenderherzen bereits 898 Kunstherzen. „Auf diesem Gebiet tut sich derzeit sehr viel, es sind allerdings auch noch viele Fragen offen – z.B. für welche Patienten ein Kunstherz eine dauerhafte Therapie darstellen könnte“, sagt Karck.

Zweithäufigster Grund für Eingriffe am Herzen sind Erkrankungen der Herzklappen: Jährlich werden in Deutschland bei ca. 20.000 Menschen defekte Aortenklappen, die am häufigsten erkrankte Herzklappe am Übergang zur Hauptschlagader, ersetzt. Bereits 40 Prozent dieser Behandlungen lassen sich mittels Katheter durchführen. „In den letzten Jahren wurden einige Verfahren entwickelt, die mit kleinen Schnitten auskommen oder bei denen die neuen Herzklappen über einen Leistenkatheter bis ins Herz geschoben und korrekt platziert werden können. Inzwischen können alle vier Klappen über den Herzkatheter erreicht werden“, sagt der Herzchirurg. „Aktuell laufen Studien, um zu prüfen, welches Verfahren sich für welche Patienten am besten eignet.“

Das Team der Heidelberger Herzchirurgie führt jährlich ungefähr 2.000 Operationen am Herzen durch.

[aus einer Pressemitteilung der Universität Heidelberg vom 18.06.2014]