Gürtelrose
Thema des Monats Januar 2019
Herpes zoster, auch unter dem Begriff Gürtelrose bekannt, wird durch das Varizella-zoster-Virus ausgelöst, das bei Erstkontakt, meist im Kindesalter, die Varizellen (Windpocken) verursacht. Nach Abklingen der Varizellen verbleibt das Virus ein Leben lang in Nervenzellen und kann zu einem späteren Zeitpunkt als Herpes zoster wieder auftreten (sog. Virus-Reaktivierung).
Typisch für den Herpes zoster ist zunächst ein brennender Schmerz, gefolgt von einer zumeist halbseitigen, bandartigen Ausbreitung von Bläschen, am häufigsten an Rumpf und Brustkorb, aber auch am Kopf. Nach Abheilen des Hautausschlages kann ein Nervenschmerz (sog. Postherpetische Neuralgie) in der vormals betroffenen Hautregion noch mehrere Monate bis Jahre anhalten.
Prinzipiell kann jeder, der an Windpocken erkrankt war, auch an einer Gürtelrose erkranken. Die Krankheit tritt in allen Altersgruppen auf, am häufigsten sind über 50-Jährige betroffen. Außerdem haben Patienten mit einem geschwächten Immunsystem ein höheres Risiko, an Herpes zoster zu erkranken.
Ein Herpes zoster wird nicht durch Kontakt zu einem an Varizellen oder an Herpes zoster Erkrankten ausgelöst. Personen, die allerdings keine Varizellen durchgemacht haben und nicht gegen Varizellen geimpft sind, können sich bei einem Patienten mit Herpes zoster durch Kontakt mit den infektiösen Herpes-zoster-Bläschen mit dem Varizella-zoster-Virus anstecken und zunächst an Varizellen erkranken.
In Deutschland erkranken nach Untersuchungen des Robert-Koch-Instituts auf der Basis von Daten der Gesetzlichen Krankenversicherungen jährlich deutlich mehr als 400.000 gesetzlich Krankenversicherte an Herpes zoster und etwa 5% von ihnen entwickeln eine Komplikation in Form einer Postherpetischen Neuralgie. Die jährliche Erkrankungsrate liegt im Alter von 50 Jahren bei ca. 6 pro 1.000 Personen und steigt bis zum Alter von 90 Jahren auf 13 Fälle pro 1.000 Personen an (Informationen des Robert-Koch-Instituts, 2018).
Seit März 2018 ist ein Tot-Impfstoff (Shingrix) zugelassen, der hoch effektiv das Auftreten einer Gürtelrose verhindert.
Shingrix enthält kleine Mengen des Oberflächenantigens (Proteine von der Oberfläche) des Virus, um den Körper zur Produktion von Antikörpern gegen das Virus anzuregen. Wenn man Shingrix geimpft bekommen hat, ist man schneller in der Lage, Antikörper gegen das Virus zu produzieren, wenn das Virus reaktiviert wird, und ist daher gegen die Erkrankung geschützt.
Shingrix wurde in zwei Hauptstudien an rund 30 000 Erwachsenen untersucht.
In der ersten Studie, an der Erwachsene im Alter von 50 Jahren und darüber teilnahmen, erhielten 7 695 Personen Shingrix und 7 710 ein Placebo. Nach durchschnittlich etwas mehr als 3 Jahren hatten 6 Erwachsene in der Shingrix-Gruppe Gürtelrose, verglichen mit 210 Erwachsenen in der Placebo-Gruppe. Nach fast 4 Jahren war bei keinem der Erwachsenen in der Shingrix-Gruppe eine postzosterische Neuralgie aufgetreten, verglichen mit 18 Erwachsenen in der Placebo-Gruppe. Dies zeigt, dass Shingrix in dieser Studie 97 % der Fälle von Gürtelrose und 100 % der Fälle von postzosterischer Neuralgie verhindert hat.
An der zweiten Studie nahmen Erwachsene im Alter von 70 Jahren und darüber teil, die entweder Shingrix oder ein Placebo erhielten. Betrachtet man die Ergebnisse der beiden Studien in Bezug auf Erwachsene dieser Altersgruppe zusammen, so trat bei 25 von 8 250 Erwachsenen, die Shingrix erhielten, innerhalb von 4 Jahren nach der Impfung Gürtelrose auf, verglichen mit 284 von 8 346 Erwachsenen, die das Placebo erhielten. Nach 4 Jahren war bei 4 Erwachsenen in der Shingrix-Gruppe postzosterische Neuralgie aufgetreten, verglichen mit 36 Erwachsenen in der Placebo-Gruppe. Dies zeigt, dass Shingrix 91 % der Fälle von Gürtelrose und 89 % der Fälle von postzosterischer Neuralgie bei Erwachsenen im Alter von 70 Jahren und darüber verhindert hat (Informationen der European Medicines Agency, 2018).
Shingrix ist zugelassen, wird aber von den Krankenkassen noch nicht erstattet.