Suizidgefahr

Thema des Monats Januar 2016

9900 Suizide wurden in Deutschland 2012 registriert. Im Vergleich zu 1990 entspricht das einem Rückgang von 29 % (Ärztezeitung 12.05.2014).

Depressive Verstimmung, Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis, Abhängigkeitserkrankungen, psychogene Reaktionen und Persönlichkeitsstörungen bringen für viele Menschen so viel Leid und belastete Beziehungen zu anderen Menschen mit, dass sich Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung breit machen. Aber natürlich können auch Menschen ohne bisherige psychische Problematik durch Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung suizidal werden.

Menschen mit Suizidgedanken benötigen eine warme, annehmende, freundlich-verständnisvolle Haltung ihrer Umgebung. Wenn diese Patienten durch Suizidimpulse den Wert, Leben zu wollen, in Frage stellen, wenn sie ihre Angehörigen gleichsam vor den Kopf stoßen, wenn sie die Fähigkeit der Ärzte dadurch in Frage stellen, dann werden diese durchaus mit Abwehr, Distanz, Spannung und auch mit Aggression reagieren. Dadurch fühlen sich die Betroffenen enttäuscht, abgewiesen und werden in ihren Suizidimpulsen bestätigt. Ein Teufelskreis beginnt.

In Krisenzeiten ist es geradezu überlebenswichtig, professionelle Hilfe zu suchen (z.B. Notrufnummer, Notfallanruf beim Psychotherapeuten, beim Hausarzt, Selbsteinweisung in die Psychiatrie, Anruf beim Telefon „Psychisch krank und jetzt?“ (07221/96 99 88) u.a.).

Zumindest sollten Freunde oder Bekannte kontaktiert werden, auf Zeit gespielt werden, um diese kaum aushaltbare Phase mit allen Kräften und z.B. bis zum nächsten Morgen durchzuhalten. „Dem Leben eine Chance geben“ – so paradox es klingen mag, aber nach einer Nacht des Tiefpunktes spürt sich das Leben am folgenden Morgen zumindest schon einen Deut besser an als zuvor. Mittels professioneller Unterstützung lassen sich meist neue Perspektiven erarbeiten, die dem Leben eine positive Wende geben können. Das ist nicht leicht, oft langwierig, oft harte Arbeit, aber auf jeden Fall lohnend.
Das Badische Tagblatt führte mit Viktor Staudt ein Interview, das am 06.09.2014 veröffentlicht wurde. Darin bezog man sich auf das Buch von Herrn Staudt: „Die Geschichte meines Selbstmordes“ (Verlag Droemer). In dem Buch beschreibt er seinen gescheiterten Selbstmord, den dadurch bedingten Verlust beider Beine und seinen Weg zurück ins Leben. Er hat nun beschlossen, abzuwarten, bis der Tod kommt, anstatt ihn zu suchen, und hofft, dass er mit seinem Buch einigen Menschen das ersparen kann, was ihm passiert ist.