Ritzen – zum Abbau von innerem Druck
Thema des Monats Juli 2009
Motive für das Ritzen, also eine Selbstverletzung, sind meist ein innerer Schmerz, oder Spannungen, die so stark werden, dass die Betroffenen das Ritzen als einzige Möglichkeit sehen, sich in die Wirklichkeit zurückzuholen. Sie wollen sich selbst wieder spüren, das eigene Blut sehen, um Gewissheit über ihre Lebensfunktion zu haben. Meist werden Rasierklingen, Messer, Glasscherben oder glühende Zigaretten benutzt.
Der ersten Selbstverletzung (meist zwischen dem 13. und 16. Lebensjahr) muss ein positives Gefühl folgen, sonst bleibt es bei diesem einmaligen Versuch. Tritt durch das Schmerzereignis und durch die Ausschüttung körpereigener Endorphine ein Lustgefühl auf, kommt es zur Sucht. Um die Lust zu reproduzieren muss die Schmerzdosis immer weiter gesteigert werden. Nach dem Ritzen werden die Ritzer von einem starken Schamgefühl befallen, ihre Aktion ist ihnen peinlich. Dies bewirkt aber eine neue innere Anspannung – der Teufelskreis ist komplett.
Oft sind die Betroffenen in der Kindheit körperlich oder seelisch vernachlässigt worden. Auch sexueller Missbrauch ist häufig anzutreffen. Vor allem Jugendliche, die sich emotional schwer mitteilen können, verletzen sich selbst, wenn die Spannungen zu groß werden.
Mädchen sind häufiger betroffen als Jungs (3:1 bis 5:1).
Die Prognose hängt davon ab, ob eine psychiatrische Begleiterkrankung vorliegt und wie schwer diese ausgeprägt ist (z.B. eine Borderline-Störung mit dann schwieriger Prognose). Insofern ist häufig eine psychiatrische Therapie notwendig.