Laktose-Intoleranz

Thema des Monats April 2007

Der überwiegende Kohlenhydratanteil der Milch, die Laktose (oder auch Milchzucker genannt), besteht aus zwei Einfachzuckern (der Glukose und der Galaktose).

Die Laktose muss, um im Dünndarm aufgenommen (resorbiert) zu werden, in ihre Einzelmoleküle, also in Glucose und Galaktose, zerlegt werden. Diese Spaltung erfolgt durch das Enzym Laktase. Bei der Laktose-Intoleranz funktioniert diese Aufspaltung nicht effektiv genug. Damit gelangt die Laktose unaufgeteilt in die unteren Darmabschnitte und wird von den dort lebenden Bakterien verdaut. Die Folge ist das Auftreten von Darmgas, das die zum Teil unerträglichen Blähungen hervorruft. Außerdem wird Wasser in den Darm gezogen, das die Durchfälle verursacht.

Da Milch primär zur Ernährung Neugeborener dient, ist der Abfall der Laktase-Aktivität etwas ganz normales. Problematisch ist aber das Absinken dieser Enzym-Aktivität unter einen bestimmten Schwellenwert. Durch bestimmte Erkrankungen kann die Enzymaktivität weiter absinken (z.B. akute Magen-Darm-Infektionen oder chronische Erkrankungen wie der Morbus Crohn). Durch Behandlung der Grunderkrankung kann sich die Laktase-Aktivität aber wieder erholen.

Folgende Einflussfaktoren sind bedeutsam:
Die meisten laktoseintoleranten Menschen haben eine Restaktivität der Laktase und können im Allgemeinen ca. 12 Gramm Laktose pro Tag beschwerdefrei verdauen.
Fette und sehr kalte Speisen führen zu einer verzögerten Magenentleerungsrate und danach zu einer Verlängerung der Kontaktzeit zwischen Enzymen und Speisebrei. Daher werden vollfette Milchprodukte und sehr kalte Speisen besser als magere bzw. warme vertragen.
Jeder Mensch hat seine individuelle Dickdarmflora. Je nach Zusammensetzung werden aus der nicht aufgenommenen Laktose unterschiedliche Darmgase gebildet.
Die Intensität der Symptome (Blähungen bzw. Bauchschmerz) ist individuell unterschiedlich, da die Dehnungsreize im Dickdarm unterschiedlich stark wahrgenommen werden.
Das Ausmaß der Beschwerden korreliert nicht mit der Restaktivität der Laktase.

Diagnostik
Beim bakteriellen Abbau des Milchzuckers entsteht bei bestehender Laktose-Intoleranz u.a. Wasserstoff, der überwiegend im Blut gelöst und zur Lunge transportiert wird. Daher gelingt es, mit Hilfe der Wasserstoffkonzentration in der Ausatemluft, die Laktose-Intoleranz zu messen (im Test erhält der Patient 50 Gramm Laktose und man misst den Wasserstoffgehalt der Ausatemluft nach vorgegebenen Zeiten. Die Laktose-Gabe kann, wenn eine starke Laktose-Intoleranz vorliegt, zu heftigen Beschwerden führen. Der Test dauert ca. 3 Stunden). Wissen muss man, dass es ca. 15 % sogenannte Non-Responder gibt. Dies bedeutet, dass der Test negativ verlaufen kann und die Störung doch vorliegt.

Laktosegehalt einiger Lebensmittel (Gramm Laktose / 100 Gramm Lebensmittel)
Milchpulver 38,0 – 50,5
Milchschokolade 9,5
Eiscreme 5,1 – 7,0
H-Milch (Kuh) 4,8 – 5,0
Naturjoghurt 3,7 – 5,6
Pudding 3,3 – 6,3
Quark 3,3 – 4,3
Fruchtjoghurt 3,2 – 4,5
Frischkäse 2,0 – 3,8
Butter 0,6 – 0,7
Brie, Camembert 0,1
Bitterschokolade 0,0 – 0,5
Hartkäse 0,0 – 0,1

Laktosehaltige Produkte
Milch und daraus hergestellte Produkte
Schokoladehaltige Süßwaren
Kekse, Gebäck, Backwaren
Instanterzeugnisse wie Kartoffelbrei, Suppen, Soßen
Wurstwaren
Fertigprodukte (z.B. auch Pizza)
Viele Medikamente (allerdings sind die Mengen für die meisten Patienten zu vernachlässigen)

Generell laktosefreie Produkte
Gemüse, Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Obst
Getreide, Teigwaren, Reis
Sojaprodukte
Fisch, Fleisch
Gewürze, Kräuter
Pflanzenöl

Therapie
Angepasste, lebenslange Ernährung (die beschwerdefrei tolerierte Laktosemenge ist individuell unterschiedlich).
In den meisten Supermärkten bekommt man inzwischen laktosefreie Milchprodukte.
Es existieren Laktasepräparate, die man in Apotheken kaufen kann. Diese können immer wieder unterstützend helfen.

[Quelle: Leitfaden Laktose-Intoleranz erstellt von Prof. Stein, Uniklinik Frankfurt, und Prof. Vogelsang, Uniklinik Wien]