Krebsdiäten

Thema des Monats Dezember 2013

Es ist nur allzu leicht nachzuvollziehen, wenn ein Krebspatient darüber nachdenkt, wie er seine Krankheit mit der Ernährung günstig beeinflussen kann. Und natürlich gibt es da, wo ein Bedürfnis ist auch Angebote. Die Frage nach dem Nutzen muss aber nichtsdestotrotz gestellt werden.

In den europäischen ESPEN-Leitlinien zur Ernährung in der nichtchirurgischen Onkologie wird eine ausgewogene energie- und nährstoffreiche Vollkost empfohlen.

Breuß „Krebskur – Total“: Rudolf Breuß (1899 – 1990) war Elektromonteur und hat später als Heilpraktiker gearbeitet. Die von ihm propagierte Saftkur erfolgt über 42 Tage nur mit Gemüsesaft und Tee. Durch Eiweißentzug und Zufuhr von Flüssigkeiten und Mineralien komme es zu einer Giftausscheidung, die den Krebs absterben lasse. Wissenschaftliche klinische Daten für eine positive Wirkung existieren nicht. Es handelt sich bei dieser Diät um eine hochgradige Mangelernährung.

Öl­-Eiweiß-Kost nach Budwig: Dr. Johanna Budwig (1908 – 2003) war Chemikerin und Apothekerin. Ziel ihrer Diät ist es, die Tumorzellen vom anaeroben wieder in den aeroben Stoffwechsel zu überführen. Hierzu werden schwefelhaltige Proteine zusammen mit ungesättigten Fettsäuren eingesetzt (Leinöl und Quark, Sauerkrautsaft, Gemüse- und Obstsäfte). Wissenschaftliche klinische Daten für eine positive Wirkung existieren nicht. Mangelerscheinungen insbesondere bei Vitaminen, Folsäure und Eisen sind möglich, sekundäre Pflanzenstoffe fehlen.

Gerson-Diät: Max Gerson (1881 – 1959) war Arzt. Seiner Meinung nach entsteht Krebs durch ein Ungleichgewicht von Kalium und Natrium. Natrium soll durch eine streng salzarme, vegetarische Kost ausgeschwemmt werden. Mindestens 10 kg Obst und Gemüse sollen als frisch gepresster Saft täglich getrunken werden. Fett wird vermieden, tierische Protein nur in geringen Mengen. 3 – 4 Kaffeeeinläufe täglich zur Entgiftung, Injektionen von rohem Leberextrakt und die Einnahme eines Nahrungsergänzungsmittels aus entfettetem Leberextrakt ergänzen die Diät. Wissenschaftliche klinische Daten für eine positive Wirkung existieren nicht. Es besteht die hochgradige Gefahr der Elektrolytentgleisung (mehrere Todesfälle sind dokumentiert) und die Gefahr des Mangels an essentiellen Aminosäuren, Spurenelementen und aufgrund der geringen Fettzufuhr die Gefahr der Zunahme der Tumorkachexie (tumorbedingte Gewichtsabnahme).

Makrobiotik: wurde von den japanischen Wissenschaftlern G. Oshawa und M. Kushi entwickelt. Aktuelle makrobiotische Diäten bestehen aus 50 – 60 % Getreide, 15 – 25 % Gemüse, 5 – 10 % Bohnen und Algen. Kleine Mengen Fisch und Hühnereier sind erlaubt. Der Mensch soll möglichst viel Salz zu sich nehmen und wenig trinken.  Ein eindeutiger Hinweis auf einen positiven Einfluss hinsichtlich eienr Krebserkrankung existiert nicht. Je nach Intensität der Durchführung ist mit Mangelerscheinungen bei Vitaminen, essentiellen Aminosäuren und Spurenelementen zu rechnen.

Kohlenhydratarme Krebsdiät nach Dr. J. Coy und ketogene Kost: Kohlenhydrate sollen reduziert werden (1 g Kohlenhydrate pro kg Körpergewicht und Tag sind erlaubt). Die Bedeutung der erhöhten Zufuhr von Fetten und Proteinen wird anerkannt. Bisher existieren keine Publikationen von kontrollierten klinischen Studien, die einen Rückschluss auf eine Beeinflussung des Überlebens durch eine kohlenhydratarme Diät ermöglichen. Ohne Vitaminzusätze kann es zu Mangelerscheinungen kommen.

Zusammenfassend muss man folgendes festhalten:
Ein Wirksamkeitsnachweis existiert nicht. Alle Diäten haben ein hohes Risiko, dass sich weitere Mangelerscheinungen und ein weiterer Gewichtsverlust einstellen. Eine ausgewogene energie- und nährstoffreiche Vollkost erscheint am sinnvollsten zu sein.

[Quelle: J. Hübner, S. Marienfeld, C. Abbenhardt, C.M. Ulrich, C. Löser in Dtsch Med Wochenschr 2012; 137: 2417-2422: Wie sinnvoll sind „Krebsdiäten“?]