EHEC

Thema des Monats Juli 2011

Escherichia coli (E. coli) ist ein natürlicher Bewohner des Dickdarms bei Menschen und bei Tieren. Wenn es in andere Teile des Körpers gelangt, kann es Infektionen anrichten (z.B. Harnwegsinfektionen, Lungenentzündungen u.a.). Außerdem existieren von E. coli auch darmpathogene Varianten, die schwere Magen-Darm-Erkrankungen auslösen können. Hierzu zählt insbesondere das „enterohämorrhagische E. coli“ (EHEC).

Erkrankungen mit EHEC werden in Deutschland seit 1985 gemeldet, seit 2001 besteht eine Meldepflicht. Rund 1000 Infektionen werden jährlich hierzulande registriert. Insbesondere die Komplikationen der EHEC vermittelten Erkrankungen (Hämolytisch-urämisches Syndrom = HUS, hämorrhagische Colitis, thrombotisch-thrombocytopenische Purpura = TPP) werden aufgrund der hohen Letalität gefürchtet.

Das Reservoir des Erregers bilden Wiederkäuer, insbesondere Rinder. Am häufigsten werden die Bakterien verschleppt über infizierte Lebensmittel (rohes oder nicht ausreichend erhitztes Rindfleisch, Rohwurst wie Mettwurst oder Salami, rohe Kuhmilch, Ziegenmilch, Rohmilchkäse, Kopfgemüse, das mit Tierkot verunreinigtem Dünger gedüngt wurde, Trinkwasser und Baden in infiziertem Oberflächenwasser, Infektionen von Mensch zu Mensch, direkter Tierkontakt in der Landwirtschaft, im Streichelzoo oder mit Haustieren). Literaturangaben zufolge sind in Deutschland über 50 % der Rinderbestände EHEC infiziert. Für die Tiere bleibt dies üblicherweise folgenlos. Diskutiert wird, ob die Infektionsrate mit der nicht artgerechten Fütterung der Rinder zu tun haben könnte. Von Natur aus fressen diese Tiere Gras und Heu. Durch die stärkereiche Getreidefütterung ändert sich das Darmmilieu der Tiere. Dies könnte die Besiedelung von EHEC unterstützen.

Knapp 100 Zellen EHEC genügen, um die Erkrankung auszulösen, also weniger als bei z.B. Salmonellen. EHEC sondern ein Gift ab, das so genannte Verotoxin, das die Eiweißsynthese blockiert und damit den Zelltod auslöst. So kann es z.B. zu schweren Nierenschäden kommen.

Die Zeit von der Ansteckung bis zum Krankheitsbeginn dauert 1 – 3 Tage. Die Betroffenen haben am häufigsten Bauchschmerzen, Bauchkrämpfe, wässrige, später auch blutige Durchfälle, Fieber, Übelkeit, Erbrechen. Zu den lebensbedrohlichen Komplikationen kommt es bei 5 – 10 % der Infizierten.

Infizierte scheiden die Erreger noch 5 – 20 Tage aus, manche, auch ohne Symptome, bis zu 3 Monaten.

Bei der Zubereitung von Lebensmitteln ist auf gute Hygiene zu achten. So sind Messer und Brettchen gründlich zu reinigen. Hände waschen ist besonders wichtig. Erhitzen tötet die Erreger zuverlässig ab. Sie überleben dagegen im Kühlschrank und im Gefrierfach über Monate. Die Magenpassage überleben sie durch ihre Säure-Unempfindlichkeit unbeschadet.

Der EHEC-Keim, der in den letzten Wochen sein Unwesen trieb, hatte bisher noch nie für dokumentierte Ausbrüche gesorgt. Er nennt sich HUSEC 41.

[Quelle: mehrere Ärztezeitungen]