Akuter Durchfall
Thema des Monats Januar 2015
Wer mehr als 3 flüssige Stühle pro Tag absetzt, hat nach der Definition eine Diarrhoe. Dauert der Durchfall weniger als 2 Wochen an, bezeichnet man ihn als akut. Der Begriff akut hat also nichts mit der Stuhlhäufigkeit zu tun.
Meistens sind akute Durchfallerkrankungen viraler Natur. Meistens hat man sich dann einen Norovirus, einen Rotavirus oder einen Adenovirus eingefangen.
Bei akutem Durchfall ist darauf zu achten, dass man ausreichend trinkt (Basismaßnahme). Es empfiehlt sich beispielsweise Tee mit viel Zucker und dazu Salzgebäck oder eine mit Zucker und Salz angereicherte Fruchtsaftverdünnung bzw. Reisschleimsuppe. Fertigprodukte wie Oralpädon oder Elotrans entsprechen in ihrer Zusammensetzung den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation und können ebenfalls zum Einsatz kommen.
Physiologischer, damit sinnvoller, und allemal pragmatischer ist der Flüssigkeitsersatz über das Trinken. Bei hohem Flüssigkeitsverlust (insbesondere auch bei zusätzlichem Erbrechen) kommt man um Infusionen, und damit um einen stationären Krankenhausaufenthalt, nicht herum.
Je nach weiterem Symptom können Medikamente erforderlich werden. Bei Erbrechen bieten sich die Präparate Vomex oder Metoclopramid (Paspertin, MCP) an. Bei Bauchkrämpfen kann man Metamizol (Novamin, Novalgin) oder N-Butylscopolamin (Buscopan) einsetzen.
Verstopfungspräparate „wie Loperamid [Imodium] sollte man nicht ohne triftigen Grund einsetzen. Die Hemmung der Darmperistaltik fördert u.U. eine starke Vermehrung der Erreger bzw. die Anreicherung von Bakterientoxinen. Außerdem stoppen die Motilitätshemmer [also die Verstopfungspräparate] die verstärkte Flüssigkeitssekretion in den Darm nicht, so dass sich trotz verminderter Stuhlgangsfrequenz eine Exsikkose [Austrocknung] entwickeln kann. Hat der Patient dringende Verpflichtungen oder befindet er sich auf Reisen, darf er Loperamid ggf. über zwei Tage einnehmen – aber nur bei unblutigen Stühlen und Fieberfreiheit.“ [Medical Tribune 17.01.2014].
Bei bestimmten Durchfallerkrankungen (mit blutigen Durchfällen oder Fieber) können Loperamid und Imodium die Erkrankung komplizieren. Bei Shigellosen dauert dann das Fieber länger, bei EHEC entsteht die Gefahr eines hämolytisch-urämischen Syndromes, bei Clostridium difficile kann sich ein toxisches Megacolon entwickeln. Diese zuletzt genannten Komplikationen sind schwerste Erkrankungen mit Intensivpflichtigkeit. Insofern sollte man über den Einsatz von Loperamid / Imodium durchaus nachdenken.
Eine generelle Empfehlung zur Antibiotikatherapie gibt es nicht. Wie bereits gesagt sind die meisten akuten Durchfallerkrankungen ohnehin durch einen Virus bedingt und ein Antibiotikum nützt nicht bzw. verschlechtert sogar die Ausgangssituation durch eine Beeinflussung der körpereigenen Darmflora.
Erwogen werden kann eine empirische Antibiotikatherapie (also ohne vorherige Stuhlkultur und Resistenzüberprüfung der gefundenen Keime) bei schwer erkrankten Patienten mit einer Stuhlfrequenz von mehr als 8 Stühlen pro Tag, bei Immundefizienten (also Menschen mit bestimmten Medikamenten wie Chemotherapie, bestimmten Rheumamedikamenten u.a. oder auch Patienten mit bestimmten Erkrankungen wie Leukämie u.a.). Als Mittel der Wahl gilt im Moment Ciprofloxacin, alternativ auch Azithromycin.
Ansonsten bietet sich folgendes Vorgehen an: Bleibt der Durchfall über 4 Tage in Konsistenz und Häufigkeit unverändert, schickt man eine Stuhlprobe ein. Die Auswertung dauert je nach Erreger 1-3 Tage. Findet sich tatsächlich ein Erreger und kann der Patient über seine Trinkmenge den Flüssigkeitsverlust durch den Durchfall ausgleichen, so wartet man weitere 2 Tage, die die Resistenzprüfung dauert. Hierbei werden im Labor dem Erreger verschiedene Antibiotika zugesetzt und man erkennt sehr gut, wie der Keim zu behandeln wäre. Trifft das Ergebnis dann ein und ist die Stuhlfrequenz immer noch gleich hoch, so behandelt man antibiotisch. Häufig ist es aber so, dass der Körper mit den Keimen alleine fertig geworden ist, die Stuhlhäufigkeit rückläufig und die Stuhlkonsistenz fester geworden ist. Dann muss man nicht unbedingt antibiotisch behandeln.